ICH WILL MENSCHEN

Feature Film Drama


Ein Mann verliert sich im täglichen Dasein seiner Existenz immer mehr in einer Welt ohne Menschen, die ihm so sehr zu schaffen machen. Wird er es schaffen, wieder in eine Welt mit Menschen zurückzukehren?


Depressionen sind wahrlich ein niederträchtiger Weg der Natur, manchen von uns das Leben zu versauen. Marc wird schon bald mehr als eine Oper davon singen können, welche mannigfaltigen Blüten da knospen werden.

Gerne mit anderen Menschen Zusammenzusein bedeutet nicht immer, dass ein Mensch das auch geniessen kann. Es steckt mehr Zwang dahinter, wenig freier Wille. Verdammter Gruppenzwang!

Marc ist ein geselliger Mensch, er kratzt an den Dreissigern, sieht relativ gut aus. Marc kocht gerne, ist sehr ordentlich und hat bezüglich seiner präferierten sexuellen Orientierung noch keine Wahl getroffen. Bis vor einigen Jahren war Marc ein Langzeitarbeitsloser, rutschte mit Hilfe einer Maßnahme in eine Dauerstellung, die er im Grunde mag. Sein Leben scheint im Gleichgewicht, zwar nicht wirklich zufrieden, aber wohlwissend ob dem Fakt, dass es allemal besser ist, sich nicht in die unmenschlichen, menschenverachtenden Behörden-Tentakel auszuliefern um durch deren Mühlen in jeder nur denkbaren Art und Weise auf das Ziel gerichtet, um es den Menschen schwerer zu machen und ihnen dieses Gefühl der Obrigkeit zu geben. 

Marc war immer schon eher ein introvertierter Zeitgenosse, er führte schon immer lieber Gespräche mit sich selbst und er empfand die meisten Menschen schon immer als unfreundlich, andauernd schlecht aufgelegt, egoistisch und völlig der Empathie entfremdet. Aber irgendwann hat Marc begonnen, sich mit Freunden und Bekannten zu umgeben. So wuchs mit den Jahren eine interessante Anzahl von Menschen, die einfach nur gerne mit anderen zusammen sind. Zum Essen, zum Kiffen, einfach nur alten Geschichten zuhören, sich näher kennenzulernen oder den Kühlschrank zu leeren. Was eigentlich nie gelang, den Marc hatte immer ausreichend Reserven. 

Manche gingen um kamen nie wieder, andere fanden ihren Weg in diese sonderbare Gruppe. Die Treffen waren lange, es wurde gegessen, getrunken und was man halt sonst noch macht. Irgendjemand saß immer am Computer, zockte oder auf der Suche nach Konsumprodukten, Nachrichten, einem Chat. Ein brodelndes Gewitter der Freundlichkeit, Gesprächsgruppen bilden sich, Beteiligte wechseln die Gruppen, einer steht in der Küche und sucht irgendwas. Am Balkon unterhalten sich zwei Frauen. Wie in einem Karpfenteich zur Fütterungsstunde. Nur die Katze sitzt still da, sieht sich die ganzen Figuren an und würgt einen Haarball heraus. 

Marc geht auf die Toilette und vernimmt nur noch sich vermischende Wörter und Nebengeräusche. Er sieht sich selbst in die Augen, versucht etwas zu finden, doch da schauen ihn nur zwei dunkle Löcher an.

Dann steht er in der Tür zu Wohnzimmer und schaut sich all die Menschen an, die in der viel zu kleinen Wohnung stehen, sitzen, lachen, irgendjemanden anbaggern, einer versucht die Katze einzufangen um ihr seine Liebe zu gestehen, begleitet von unglaublich dämlichen Phrasen. In Marcs Kopf vermischen sich die Bilder Töne, die Bewegungen und er wirft alle aus der Wohnung, begleitet von einem leise Gesprochenen „Ich ertrage die Menschen nicht mehr.“ Schlagartig hat sich etwas in Marcs Kopf verändert. Dann macht er ganz langsam die Türe zu.

Marc geht durch die menschenleeren Straßen, keinen Blick auf die beleuchteten Schaufenstern werfend, einfach den Blick nach vorne gerichtet und geht in die U-Bahnstation. Mit jedem Schritt wird Marc unruhiger, er reisst sich aber zusammen. Die U-Bahn hält, Marc steht vor den sich öffnenden Türen, er zögert, in seinem Kopf laufen Bilder eines vergangenen Tages, die zeigen, wie Marc seine Klaustrophobie entdeckte. Damals, vor einigen Jahren, als Marc so richtig am Tiefpunkt war und zu viel Alkohol und Gras seine Depression endgültig aus der Tiefe aufsteigen lies. 

Dann steigt er ein, schwer atmend. Er steigt ein, setzt sich und sieht den immer schneller werdenden Lichtspiele an. Marc atmet schwer, wird unruhig. Eine Hand legt sich auf Marcs Schulter, begleitet von einer angenehmen und warmen Stimme, die ihm leise erklärt, dass er zwar in einer kleinen Wohnung kein Problem hat, seine Klaustrophobie aber in der U-Bahn so richtig reindonnert und deswegen keine Klaustrophobie ist, sondern irgendetwas anderes. Die beiden unterhalten sich noch eine Weile über die Anwesenheit von Menschen und über die Notwendigkeit wieso Menschen andauernd anwesend sein müssen. Im Laufe der Debatte kommt Marc zum Schluß, wie es wäre…

Marc nickt der Stimme entgegen und verlässt den Waggon. Die U-Bahn fährt ab.

Marc erreicht die Straße, ein Auto fährt viel zu schnell an ihm vorbei. Vereinzelt sieht er Menschen. Er sieht wie eine Frau in ein Auto steigt, der Wagen losfährt. Marc folgt mit seinen Blicken den Wagen und sieht, das im Wagen keine Frau sitzt. Marc wundert sich, geht weiter und sieht wie ein älterer Herr mit seinem Hund spazieren geht., der alte Herr geht in eine Shop-Passage. Als Marc an der Passsage vorbeigeht, sie er nur den Hund, die Hundeleine am Boden. Er sucht, kein alter Herr. Marc ruft den Notruf und schon erklärt er den Beamten was sich zugetragen hat. Ein Polizist notiert sich die Aussage, der andere mustert Marc von oben bis unten und macht den Eindruck, dass er sich gerade unter größtmöglicher Anstrengungen versucht, irgendetwas zu finden, mit dem er Marc festnageln kann. Es wird scheitern.

Der nicht sich Informationen notierende Polizist geht weg. Marc blickt sich um, schaut weit in die Straße und glaubt, dass ein Menschen sich plötzlich aufgelöst hat. Jäh unterbrochen vom wiederkehrenden Polizisten dreht sich Marc zu ihm. Der Polizist hat einen Block in der Hand und bitte um die Schilderung der Ereignisse. Marc wundert sich und teilt mit, seine Aussage wurde schon von einem Beamten notiert. Jetzt wundert sich der Beamte und teilt Marc mit, dass er alleine auf Streife ist und er ihn nicht verarschen soll. Marc nickt nur, als der Polizist seine schlechte Laune an Marc auslässt. 

Zuhause angekommen geht Marc sofort ins Bett. Für einige Zeit starrt er auf die Zimmerdecke und schläft mit den Worten, „Ich hasse Menschen“, ein.

Am nächsten Morgen, es ist ein schöner und sonniger Sonntag, Marc wacht dank des Katzenweckers, der ihn mit einer sanften Morgenmassage langsam aus den Träumen holt, leider mit ein wenig zu spitzen Krallen, gähnend auf. 

Scheppernd holt Marc zwei Metallschüsseln heraus, in die eine füllt er Müsli, in die andere Katzenfutter. Dann verwechselt er Milch mit Katzenmilch und wundert sich später, wieso das Müsli so ranzig schmeckt. Zwischendurch erledigen beide ein wenig der Hygieneaufgaben und öffnet schließlich die Balkontüre, geht an die Kante und lehnt sich an, schaut sich um, sieht das Dach des Linienbusses, schaut auf die Gegenseite, wo gerade ein Fenster zugeht. Marc geht zurück, setzt sich hin, trinkt seinen Kaffee, kaut an einem trockenen Croissant herum. 

Er schaltet den Fernseher ein, die Nachrichten laufen. Das Thema ist ein Bericht über einen der Krisenherde irgendwo auf der Welt. Marc hört interessiert zu, plötzlich ist der Bildschirm Schwarz. Er schaltet auf der Fernbedienung herum. Es bleibt dunkel. Marc geht auf den Balkon, sieht der Katze zu wie sie sich im Gras mit irgendeinem Spielzeug spielt und bemerkt den Bus, der noch immer da steht. 

Marc verlässt die Wohnung, er geht zum Bus und sieht, dass alle Türen offen sind, einige Taschen und Gegenstände im Bus sind, nur keine dazugehörigen Menschen. Verwundert schaut er sich um und realisiert, das kein Auto fährt, niemand in den Wohnungen redet, keiner eine Türe zuschlägt. Er sieht zum Himmel und bemerkt nicht einen Kondensstreifen. Marc wird leicht unruhig, er versteht nicht was da gerade passiert. Er schaut zu seinem Balkon. Sein Smartphone klingelt und er geht zurück in seine Wohnung.

Er schaut auf das Display und hört sich die Nachricht von seinem besten Freund John an. Er hört nur die Frage, was en mit ihm gestern Abend los war, die Nachricht endet abrupt mitten im Satz. Marc versucht zurückzurufen, hört aber nur die obligatorische Stimme, dass der Anrufer nicht erreichbar ist. Er schaltet den Fernseher ein, nicht ein Sender zeigt normales Programm. Er öffnet Facebook, keine neuen Nachrichten, es unterhält sich auch niemand.